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Bericht: "Die Zukunft unserer Landwirtschaft"

"Landwirte sind Täter, Opfer und Teil der Lösung" so Landwirtin und EU-Abgeordnete Maria Heubuch gestern in Rheinstetten, die vor einem beeindruckend vollen Saal einen breiten Bogen über Höfesterben, Landgrabbing, fragwürdige Glyphosat-Studien, Massentierhaltung und EU-Politik zog. "Wir brauchen einen Systemwechsel - hin zu weniger Monokulturen, mehr Tierwohl und mehr Förderung kleinerer Betriebe, die umwelt- und klimarelevante Anbaumethoden umsetzen " erklärte sie.

"Artenvielfalt liegt in Feldrändern", war sie sich mit Artenvielfalt-Experte Karl Hermann Harms (BUND) einig, der in seinem Beitrag auf die Wichtigkeit von Ackerrandstreifen für Artenschutz hinwies. Als eine konkrete wichtige Maßnahme benannte er auch die Umsetzung des geplanten Wildwege-Korridors zwischen Mörsch und Durmersheim. "Auch Landwirte, die konventionelle Landwirtschaft betreiben, können Artenvielfalt stärken", betonte Sabine Zarnik von der LTZ Forchheim. "Nicht wenige tun dies bereits", berichtete sie mit konkreten Beispielen von ihren Beratungsgesprächen mit Landwirten. Allerdings gebe es hinderliche EU-Auflagen, die gute Maßnahmen wie Untersaaten bei Spargelanbau oder mehrjährige Blütenaussaaten erschweren, gibt sie Maria Heubuch für nächste Verhandlungen mit. "Der konventionelle Ackerbau bringt bei Einsatz systemischer Gifte unseren Insekten ein schnelles Ende. Neonicotinoide z. B. im Rapsanbau bewirkten bei meinen Bienenvölkern einen Entwicklungsstillstand", klagte der Rheinstettener Bio-Imker Peter Reithmeier. "Die gute Entwicklung meiner Bienen auf Biobienenweiden spricht für sich", ergänzte er sein Plädoyer für biologische Landwirtschaft. Bio-Imker Peter Reithmeier und BUND wollen ganz besonders Jüngere durch Schul- und Kinderprojekte dafür gewinnen, sich für Natur und Artenschutz stark zu machen: der BUND Rheinstetten mit seiner Kindergruppe "Füchse", Imker Reithmeier durch Schulprojekte mit Insektenhotel und Blühstreifen. Im Schulzentrum Rheinstetten ist dies Teil des Schulgarten-Projekts.

"Wir müssen in Rheinstetten mit Beteiligung von Betroffenen ein Ausstiegskonzept aus Pestiziden und Neonicotinoiden auf den Weg bringen", so die Grüne Fraktionsvorsitzende Babette Schulz. "Beim Pestizidausstieg sind nicht nur Landwirte, sondern auch Gartenbesitzer gefragt - und diejenigen, die Unkraut oder Wildkräuter auf ihrem Gehsteig bekämpfen wollen". Der Gemeinderat wird sich im Herbst damit beschäftigen, welche Auflagen künftig für gemeindeeigene Flächen gelten. "Unser Dank gilt allen, die die erste "Grüne Pflanzentauschbörse" ermöglicht haben - und wir hoffen, dass möglichst viele der verteilten bienenfreundlichen Blühmischungen in Rheinstetten aufgehen und uns alle erfreuen", schlossen die Grünen mit Freude über das große Interesse und die angeregte Diskussion den Abend.

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